Der Deutsche Dichter Novalis hat schon vor über 200 Jahren einen bemerkenswerten Satz zum Jahresanfang geschrieben und das Postulat aufgestellt:
„Begrüße das neue Jahr vertrauensvoll und ohne Vorurteile, dann hast Du es schon halb zum Freunde gewonnen.”
Lassen sie uns daher mit dieser Einstellung das Jahr 2016 in Angriff nehmen, wobei wir in Neumarkt umso leichter vertrauensvoll starten können, weil die Rahmenbedingungen bei uns hervorragend sind.
Denn das vorläufige Ergebnis unserer Einnahmen für das letzte Jahr beschert uns eines der höchsten in der Stadtgeschichte, wenn nicht sogar das Höchste aller Zeiten mit über 20 Millionen Euro bei der Einkommenssteuer und über 30 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer – allerdings unter der Maßgabe, dass die ins Soll gestellten Zahlungen abschließend auch tatsächlich so festgestellt werden.
Wenn man sich vor Augen führt, dass die Einnahmen bei der Gewerbesteuer und der Einkommenssteuer vor 10 Jahren jeweils bei etwa 12 Millionen Euro lagen, so wird deutlich, welch großen Schritt wir innerhalb eines Jahrzehnts gemacht haben.
Ich möchte an dieser Stelle den Unternehmen, den Gewerbetreibenden, dem Handel, dem Handwerk und den Dienstleistungsbetrieben mit all Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich danken, die mit ihrem Engagement und ihrem unternehmerischen Mut zu dieser äußerst positiven Entwicklung beigetragen haben und die so für viele Arbeitsplätze bei uns in der Stadt sorgen.
Alleine in den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Arbeitsplätze in Neumarkt noch einmal um über 3.600 auf rund 20.000 angewachsen und wir können einen deutlichen Pendlerüberschuss von mehr als 4.100 Beschäftigten verbuchen.
Zudem können wir im Landkreis Neumarkt eine Arbeitslosenquote vorweisen, die zu den niedrigsten in ganz Deutschland gehört – zuletzt waren es immer Werte mit einer Eins vor dem Komma.
Dass wir als Stadt Neumarkt die Hebesätze für die Gewerbe- und Grundsteuern seit fast 40 Jahren nicht mehr erhöht, sondern auf einem seit je her niedrigen Niveau belassen haben, ist einer unserer Beiträge als Stadt, mit denen wir die Unternehmen, die Betriebe und die Bürger ordentlich unterstützen.
Auch andere Werte machen uns viel Hoffnung und geben Anlass zum Optimismus für dieses Jahr.
So hat die Einwohnerzahl Neumarkts nun schon zum vierten Mal in Folge zugenommen:
Am 01.01.2016 können wir 560 Einwohner mehr als ein Jahr zuvor verzeichnen.
Neumarkt weist damit aktuell den höchsten Wert in der Stadtgeschichte bei den Hauptwohnsitzen auf, nämlich 39.637 genau.
Für mich ist dies ein starkes Indiz dafür, dass die Attraktivität der Stadt Neumarkt weiter gestiegen ist.
Besonders freut mich dieser Anstieg auf diese Höchstzahl, weil wir damit die vor einigen Jahren getroffenen Prognosen mancher Institute Lügen strafen, die uns damals eher einen Rückgang bei den Einwohnerzahlen prognostiziert hatten.
Auf diese Weise finanziell gut gerüstet und mit den guten Ausgangsdaten werden wir heuer erneut tüchtig investieren, vor allem werden wir viele große Projekte fortführen, die bereits am Laufen sind:
Ich nenne nur unsere Maßnahme „Im Kloster”, bei der wir als Stadt einen Veranstaltungsraum erstellen, die Evangelische Kirche ihr Gemeindezentrum errichtet und ein privater Wohnträger Wohnraum geschaffen hat.
Zu nennen wären aber auch unser mehr als 10 Millionen Euro umfassendes Großprojekt mit der Sanierung des Turnerheims und dem Neubau der Zweifachturnhalle,
der 2. Bauabschnitt beim Umbau der Schule Bräugasse zur Ganztagesschule,
der Bau des Mehrfamilienhauses in Pölling,
das Mehrfamilienhaus in der Spitalgasse 13
oder die Planungen für günstiges Wohnen im Deininger Weg.
Auch im Tiefbaubereich, bei den Straßen, auf der Kläranlage und den Kanälen, beim Lärm- und beim Hochwasserschutz werden wir 2016 wieder kräftig zupacken und ich bin mir jetzt schon sicher, dass unsere Mitarbeiter nach dem Mammutjahr 2015 auch heuer nur wenige Verschnaufpause haben werden.
Freuen können wir uns auch auf die zahlreichen Veranstaltungen in unserer Stadt, nicht nur auf unser Altstadtfest, das Frühlings- und Volksfest, auch das Oldtimertreffen und die Jobmeile werden wieder stattfinden. Und wir wollen in zahlreichen Veranstaltungen dem wohl größten Sohn der Stadt König Christoph gedenken, der vor 600 Jahren in Neumarkt geboren wurde und später König von Dänemark, Schweden und Norwegen wurde und der damit als König der „Kalmarer Union” so etwas wie einem Vorläufer der Europäischen Union vorstand.
Neumarkt wird aber auch auf anderen Feldern heuer im Blickpunkt überregionalen Interesses stehen, etwa wenn der Bezirk Oberpfalz seinen diesjährigen Nordgautag vom 23. bis 26. Juni bei uns durchführt oder der Bayerische Turnverband seine 5. KinderTurnOlympiade erneut wieder in Neumarkt austrägt. Für uns ist es schon ein Grund zum Stolz sein, dass damit alle fünf KinderTurnOlympiaden in Neumarkt ihren Austragungsort haben und wir in dieser Hinsicht mit der 5. KinderTurnOlympiade vom 15. bis 17. Juli schon Olympiastadt sind, bevor die eigentlichen Olympischen Spiele in Rio de Janeiro beginnen.
Heute ist auch der Deutsch-Französische Tag in Erinnerung an den 22. Januar 1963, als Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle den „Deutsch-Französischen-Freundschaftsvertrag”, den „Elysee- Vertrag”, unterzeichnet haben.
Auch wir haben mit unserer Städtepartnerschaft mit Issoire am Auf- und Ausbau dieser Freundschaft mitgewirkt und wir werden heuer mit unseren französischen Freunden auf 45 Jahre des Bestehens dieser Partnerschaft zurückblicken und das Ereignis sowohl in Issoire als auch in Neumarkt begehen.
Ich könnte nun seitenlang all das aufzählen und erläutern, was in Neumarkt heuer alles sonst noch auf dem Plan steht,
etwa die Fortführung unserer Planungen für das Ganzjahresbad, die Einrichtung eines neuen Studiengangs der TU Nürnberg Georg-Simon-Ohm in Neumarkt, die Chance auf einen Studienschwerpunkt aller drei Bayerischen Musikhochschulen in Neumarkt und vieles mehr.
Aber ich will es an dieser Stelle bewenden lassen und mich an Walther Rathenau, dem Schriftsteller, Industriellen, Politiker und Außenminister der Weimarer Republik halten, der zum Neuen Jahr gesagt hat: „Neujahrswunsch: Weniger Rede – mehr Gedanken, weniger Interessen – mehr Gemeinsinn.”
Der Charakter unseres Neujahrsempfangs in Neumarkt trägt diesem Postulat schon von Anfang an Rechnung. Seit ich diesen Neujahrsempfang im Jahr 2008 eingeführt habe, haben wir immer hochrangige und interessante Referenten eingeladen, die uns Impulse, Anregungen, Gedanken und auch viele Information und Einblicke zu den verschiedensten Themen präsentiert haben – dies wird auch heute wieder so sein.
Wobei ich vor rund einem Jahr, als ich Frau Dr. Rados als Referentin ins Auge gefasst habe, noch gar nicht ahnen konnte, was in diesem Jahr 2015 alles an Entwicklungen, an Ereignissen und Umwälzungen, aber auch an Bedenken, Ängsten und Sorgen in Deutschland auf uns zukommen könnte, auch auf uns in Neumarkt.
Wie in vielen anderen Kommunen sind bei uns mehrere hundert Flüchtlinge dezentral untergebracht und wir haben zudem mit der früheren Delphi-Halle für die Regierung eine Möglichkeit bereit gestellt, damit diese die neu ankommenden Flüchtlinge erst einmal unterbringen kann. Die Flüchtlinge sind die Leidtragenden der Krisen und Kriege in der Welt und es ist erschütternd zu hören, was sie aus ihren Heimatländern berichten, was sie auf der Flucht alles durchmachen und welches Leid sie selber und ihre Familien erdulden mussten.
Der Umgang mit den Flüchtlingen ist eine große Herausforderung, aber es könnte uns durchaus gelingen, sie zu integrieren – wir haben auf diesem Feld schon Bemerkenswertes bei uns in der Bundesrepublik Deutschland geleistet.
Ich erinnere nur an das Ende des Zweiten Weltkrieges, als Millionen von Heimatvertriebenen in Westdeutschland ankamen und in einem damals völlig zerstörten Land, dem zudem jegliche finanzielle und strukturelle Mittel fehlten, aufgenommen werden sollten.
Eine solche „Herkules-Aufgabe“ haben wir damals gemeistert und diese Anstrengung war letztlich sogar mit eine der Grundlagen für einen Aufschwung, der später als Wirtschaftswunder weltweit Beachtung gefunden hat. Wir können Integration, wir müssen sie allerdings wollen.
Bei uns in Neumarkt gibt es viele, die sich dieser Aufgabe angenommen haben und sich um die Flüchtlinge und die Asylbewerber kümmern.
Ihnen danke ich an dieser Stelle ganz herzlich für dieses Engagement.
Ich sehe darin ein Verständnis, bei dem der Mitmensch geachtet wird, und es zeigt sich darin eine Haltung, bei der die Rechte und die Würde aller Menschen respektiert werden, unabhängig von Herkunft, Glaube, Hautfarbe oder Muttersprache.
Respekt und Achtung, aber auch den Willen zur Integration dürfen wir allerdings auch von denen erwarten, die zu uns kommen und bei uns leben wollen.
Denn auch das Bedürfnis der Menschen bei uns gilt es zu bedenken, die sich nach Unversehrtheit und Sicherheit sehnen und die darauf bauen, dass die Gesetze entsprechend beachtet werden und rechtsstaatliche Mittel zum Einsatz kommen, wenn Recht gebrochen und Straftaten verübt werden, sei es nun wie in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten, sei es durch Anschläge oder Drohungen bei Veranstaltungen.
Die Lösung für die Ursachen von Flucht, Leid und Terror in der Welt werden wir dabei nicht vor unserer Haustür finden, wir müssen auf die Regionen in der Welt blicken, in denen schon seit Jahren der Zusammenbruch von Staat und Gesellschaft erfolgt und pseudoreligiöse Gruppierungen und Herrscher mit brutaler Gewalt die Macht an sich reißen wollen.
Die Ereignisse in Paris oder in Istanbul, in Burkina Faso oder in Indonesien genau so wie die Terroraktionen in Afghanistan, in Syrien, im Irak, in Pakistan, in manchen Ländern Afrikas und vielen anderen Teilen dieser Welt sollten uns zur Frage führen, wo die Wurzeln des Terrors liegen – und dazu sind unvoreingenommene und breite Informationen und umfassende Kenntnisse der Zusammenhänge Voraussetzung.
Unsere heutige Referentin Frau Dr. Rados hat sich als Berichterstatterin aus Krisen- und Kriegsgebieten stets vor Ort selbst ein Bild gemacht und uns mit viel Hintergrundwissen und auf sachlicher Ebene die Geschehnisse aus dem Irak, aber auch aus Chile, Südafrika, Somalia oder dem Iran näher gebracht. Ihre große Erfahrung, ihr reiches Wissen über die politischen Zusammenhänge und ihre hohe Kompetenz haben sie zu einer der beliebtesten Auslandskorrespondentinnen des Deutschen Fernsehens gemacht.
Nicht von ungefähr wurden sie, sehr geehrte Frau Dr. Rados, vielfach ausgezeichnet,unter anderem im Jahr 1991 als „Frau des Jahres” in Österreich, mit dem „Deutschen Fernsehpreis” für ihre Berichterstattung aus dem Kosovo und einen für ihre Irak-Berichte, mit dem „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis” für ihre Schilderungen aus Bagdad, dem Bayerischen Fernsehpreis und vielen anderen Würdigungen, die ihre Ausnahmestellung dokumentieren.
Sie haben zahlreiche Bücher geschrieben und alle unsere Gäste heute können nach dem offiziellen Teil unten im Foyer am Büchertisch das reichhaltige Werk unserer Referentin bewundern, darin schmökern und gerne auch kaufen.
Ich freue mich, dass wir heute mit Ihnen, sehr geehrte Frau Dr. Rados, eine der versiertesten Auslandsjournalistinnen bei uns begrüßen dürfen und ich habe heute ganz bewusst meine Rede zum Neujahrsempfang kurz gehalten, damit wir mehr Zeit für ihren Vortrag haben, auf den ich mich sehr freue.
Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren im Reitstadel verspreche ich einen beeindruckenden Vortrag und sicherlich viele Eindrücke und Erkenntnisse, die unseren Horizont erweitern.
Ich wünsche Ihnen, liebe Gäste, unseren Neumarkterinnen und Neumarktern und all unseren Freunden für die noch verbleibenden 344 Tage im Jahr 2016 ein großes Stück Glück, viel Erfolg, eine Riesenportion Gesundheit und möglichst viele schöne Stunden!
Herzlichen Dank!
Ihr Oberbürgermeister Thomas Thumann