Bürgerhaus Pölling –
angemessen und solide finanziert?
Wahlkampf oder verantwortungsvolle Politik – das fragt man sich bei der Diskussion der beiden letzten Stadtratssitzungen. Zwei Kunstrasenplätze für 1,5 Mio Euro plus Unterhalt durch die Stadt Neumarkt und ein Pöllinger Bürgerhaus für 2,5 Mio Euro ohne Dachausbau, Möblierung und ohne Finanzplan.
Nun aber zu den Fakten und Zahlen, die eigentlich entscheiden sollen.
Ein Vergleich mit dem Neumarkter Bürgerhaus kann hierzu hilfreich sein. Das Neumarkter Bürgerhaus hat eine Gesamtfläche von 730 qm, inklusive Büros. Die reinen Veranstaltungsflächen betragen 260 qm. Das Pöllinger Bürgerhaus hätte eine Fläche von 850 qm und Veranstaltungsräume in einer Größe von 390 qm.
Kosten für das Pöllinger Bürgerhaus werden 2,5 Mio Euro veranschlagt. Die Sanierung des Altbaus und der Neubau des Bürgerhauses Neumarkt lag bei 2,125 Mio Euro, dabei konnten 800 000 Euro Fördergelder an Land gezogen werden. Auch zum Unterhalt, für Projekte und Personal konnten über die Jahre 2,3 Mio Euro Fördergelder genutzt werden.
Bei der Ermittlung des Bedarfes wurde mehr als die Hälfte der Veranstaltungen der Kirche zugewiesen. Warum zahlt die Kirche dann nicht 50% der Baukosten? Die Kirche gab die Zusage für 500 000 Euro, will aber das Dachgeschoss ausgebaut haben, das bei der Kostenermittlung noch gar nicht beinhaltet ist.
Was bei der Bedarfsanalyse auch wundert ist, warum es bei mehr als 50% der Veranstaltungen heißt „Keine Angabe von Vereinsseite – Annahme“. Ist es bei diesen vielen Annahmen gerechtfertigt, ein derartiges Gebäude zu realisieren?
Das Neumarkter Bürgerhaus wurde bisher von 150 Gruppen genutzt. 20 feste Gruppen sind regelmäßig – wöchentlich oder monatlich – im Neumarkter Bürgerhaus. 1112 Veranstaltungen und 32000 Besucher (1.1.16 – 15.No.2016) lassen auch ahnen, dass diese Zahlen auch nötig sind, um ein Haus mit Leben zu füllen. Besucherzahlen in dieser Größenordnung wollen auch gemanagt werden und das geht definitiv nicht ehrenamtlich, wie vom Kulturverein Pölling vorgeschlagen.
Zu klären ist außerdem, wer die Nebenkosten dieses Hauses bezahlt? Geschätzte monatliche Mindestkosten von 1500 Euro fallen an: Heizung, Strom, Reinigung, Versicherungen, Reparaturen…. Wenn der Verein nach eigener Aussage mit einer monatlichen Miete von 500 Euro am absoluten Limit seiner Belastungsfähigkeit ist, muss diese Finanzierungslücke auch bei der Finanzplanung aufgelistet werden.
Genauso fehlen bei der Möblierung genauere Angaben. Es ist doch unrealistisch zu sagen, in ein neues Haus würde man die alte Küche und die alten Stühle des Charite als Möblierung nehmen. Kommen diese Kosten erst dann auf den Tisch, wenn bereits der Spatenstich gemacht ist und man dieses Projekt nicht mehr stoppen kann?
Das Argument von Seiten des Vorsitzenden des Vereins Richard Graf, das Bürgerhaus wäre für die gesamte Stadt gedacht, ist ein netter Wunsch, aber die Stadt Neumarkt verfügt über eine Reihe von Sälen mit 200 Sitzplätzen, die der Größe des Pöllinger Bürgerhauses entsprechen: Säle der Residenz, Turnerheimsaal, Klostersaal, Pfarrheim St. Johannes und Pfarrheim an der Saarlandstraße, die alle noch Kapazitäten haben. Kleinkunst oder Kabarettisten in Säle dieser Größe zu holen, ist immer defizitär. Der Saal muss mindestens 300-400 Sitzplätze haben, um mit einem angemessenen Eintritt die Gage der Künstler bezahlen zu können.
Fazit: Für ein angemessenes Bürgerhaus in Pölling zu plädieren, ist eine gute Sache und wird auch dem Engagement der vielen Vereine in Pölling gerecht. So wie Richard Graf ursprünglich von einem Kulturstadel mit einem Zuschuss der Stadt Neumarkt von 300 000 bis 400 000 Euro gesprochen hat, wäre ein realistisches Szenario und auch politisch gegenüber anderen Vereinen zu rechtfertigen. Bei einer Bauinvestition von 2,5 Mio Euro und vielen offenen Fragen und Posten, muss es erlaubt sein, genauer nachzufragen und das Projekt in dieser Dimension hinterfragen zu dürfen. Alles andere ist Wahlkampf, der Wünsche bei den Bürgern weckt, die aber alles andere als verantwortungsvoll sind. Kurz gesagt: Bürgerhaus in Pölling – ja, aber in einem angemessenen Rahmen.
Die UPW möchte auf jeden Fall ein Finanzdesaster verhindern!